Dienstag, 23. April 2019

Me on Insta

Ich weiß noch genau, als ich meine Freundin - damals sehr aktiv auf Instagram - anging, dass sie aufpassen solle, was sie nicht alles preis gäbe. Dass ich das seltsam finde, fast befremdlich. Ist ja nicht so wie auf Facebook, wo sich alle - im besten Fall - aus dem, Reallife kennen, Freunde oder Familie sind und das sehen und lesen können. Hahaha!!!!
Und ich weiß auch noch, dass sie mich beruhigte, von der Mama- Community erzählte und wie schön das alles sei.







Drei Insta-Jahre später hab ich auch viel Schönes auf meinem Handy aufploppen gesehen, viel Perfektes, zu perfekt manchmal.
Altbauwohnungen und Designbungalows, Schlafoasen und Kinderzimmerträume, Traumküchen und wunderhübsche Stadtbalkone und Gärten, was für Gärten! ... "Schöner Wohnen" so wirklich jetzt.
Wirklich wirklich?


Beigetreten bin ich diesem Verein letztendlich, weil ich neugierig war, weil ich Zeit hatte und, weil ich Teenager im Haus hab, denen ich beweisen wollte, wie schnell so ein Schein und Sein gelingen kann.
Es sollte ein Experiment sein - unser Experiment.
Wir haben gemeinsam vor der einzig weißen, weil nicht mit Zeichnungen, Bildern oder Möbeln vollgepflasterten Wand für Familienfotos posiert.
Kurz davor haben sich meist zwei Kinder um den besten Platz am Foto gestritten und daneben lag der Riesenwäscheberg, der selbstverständlich ganz instalike am fertigen Foto nicht zu sehen ist.
Zahnpastalächeln versus Geschwisterstreit. ;-)
Es sollte meinen Kindern zeigen, dass nicht alles was im Netz so wunderbar glitzert, echt ist.


Und dann passierte etwas Komisches.
Diese schickimicki Accounts, denen ich zunächst folgte, jene mit den topgestylten Supermoms in den perfekten Wohnzimmern mit den bildhübschen Kindern und Babies in weißen Spitzenkleidchen, verschwanden aus meiner Followerliste und sehr authentische Mamas ( sind wir ehrlich, neben Joko und Heidi folge ich nur Mamis ;-) ... wobei Letztere ja auch eine ist *hahaha* ) kamen.
Plötzlich wusste ich, von welcher Mama Community meine Freundin sprach.
Echte Familien mit echten Themen, mit Kindern, denen der Umstieg in die Schule schwerfiel, mit Themen zur Nachhaltigkeit oder Schwangerschaftswehwehchen.
Mamas, denen man selbst private Nachrichten schickt und geschickt bekommt. Menschen. Echte.
Frauen, mit denen ich sofort auch außerhalb meines Handys, ein Gespräch anfangen könnte und Familien, die ich wirklich - so seltsam es klingen mag - ins Herz geschlossen habe.


Neulich meinte eine andere Freundin zu mir, sie hätte gar nicht so viel Zeit für Insta, für soviele Fotos und Videos und sie erinnerte mich dabei an mich selbst ... vor gut 3 Jahren. ;-)
Was soll ich sagen, ich schon.
Karenzzeit mit Klebebaby und Freundinnen mittlerweile alle arbeitend sei Dank.
Und jetzt bin ich die, die in den Alltag blicken lässt, die Kochrezepte teilt und Liebeserklärungen an ihre Kinder postet. ( wohlwissend, dass diese sie lesen ).
Denn genau das ist es, was mich bei Anderen interessiert, das Leben.
Nicht welche Designerjeans grad mit welchem Rabattcode günstiger zu haben ist  ... oder Uhr, Fernsehkastl, Kaffeetasse, Wandteppich, Hochsessel.








Zugegeben, manchmal habe ich Bedenken, hinterfrage, ob das alles so gscheit ist, das Leben nach Außen zu tragen. Dann sitz ich wieder stundenlang und schaue mir jedes Profil an, welches mir folgt und sortiere aus. Männer aus Indien und barbusige Frauen blockiere ich sowieso schon immer, sorry, aber da wüßte ich nicht, was uns verbindet. Und ich schau immer, dass mein Account klein bleibt, zuviele Follower machen mir Angst :-) wahrscheinlich nicht das, was Instagram möchte.
Aber hey, Insta ist das, was du draus machst!


Und drum muss manchmal auch ich gestellte Fotos posten, um mich später mal zu erinnern, wie schön nicht alles war ... auch wenns vielleicht nicht immer der Realität entspricht ;-).






Bussi,
Denise