Mittwoch, 24. August 2022

Gimme Gimme! More! - Urlaub mit Sieben


"Coole Idee, eine Familien-Spotify-Playlist für die endlos langen Zeiten, die wir gemeinsam im Auto verbringen werden", denke ich und füge spontan zehn Songs, von denen ich meine, sie könnten die Stimmung im Auto heben, zu "Urlaub 2022" hinzu.

Was ich dabei nicht bedacht habe ist, dass der Rest der Familie andere Herangehensweisen bei der Songauswahl hatte. Persönliche Präferenzen vor allgemeinem Wohlgefühl. Ein Roadtrip nach Dänemark mit musikalischen Abwegen.


So eine gemeinsame Reise kann ja einiges sein. Ein Abenteuer ist es in jedem Fall immer, mal wird ein Kind krank, dann gibts keine adäquate Unterkunft, vielleicht schmeckt das Essen nicht oder es herrscht einfach immer schlechte Laune - auch bei Sonnenschein. 

Das wars bei uns DEFFInitiv nicht, dafür sorgte in unregelmäßiger Regelmäßigkeit der aus dem Trash TV bekannte Allestester. Jedes Mal, wenn Detlef durch sämtliche Lautsprecher versicherte nicht auszurasten, taten das zunächst zwei ziemlich große Mädchen und bald dann mal auch alle fünf Kinder. Unser Auto wurde zur fahrenden Ballermann-Hölle, da konnte der vom Mann hinzugefügte Limbo Dance auch nicht viel dran ändern. 

Man lernt sich halt irgendwie ganz neu kennen, in 14 Tagen auf so engem Raum. 

Und man lernt nie aus.

Ich für meinen Teil wusste bislang zum Beispiel nicht, dass die erste Million die schwerste Million ist und mir war neu, dass unser Vierjähriger textsicher "auf deinen Lohn scheißt".

Nach unserem ersten längeren Zwischenstopp in Hamburg, in zwei getrennten Hotelzimmern, eins für Eltern mit Kindern bis 11 Jahre und eins für die Jugend, schaffte es - dank singendem Fisch in den Badezimmern der Superbude, welcher im Eltern-Kinder-Zimmer stets mittels Handtuch verdeckt werden musste - Gruselgefahr! - Bobby McFerrin in die Familienplaylist.

"Don't worry be happy" wurde zu meinem persönlichen Credo.

Angekommen im wunderschönen Dänemark, stellte sich bald heraus, dass das Haus für Sieben wohl eher für Kaltduscher gedacht war. Der Warmwasserboiler war nicht für exzessive Haarwaschspülungsrituale ausgelegt und die Duschwände wohl ein wenig zu knapp gemessen.

Auch nicht ganz so stimmungserhellend die Tatsache, dass das Dreibettzimmer der allerkleinste Raum war und somit jede Nacht ein völlig verschwitztes Kleinkind in die elterliche Doppelbettritze übersiedelt werden musste.

Zeit zu Zweit - no way.

"Ich würde gern mal mit dir allein Urlaub machen", sagt der Mann während uns die Reisegruppe folgt.

"Wir sollten dankbar sein und die Zeit mit all unseren Kindern genießen", sagt er dann.

"Wer weiß, wie lange das noch so ist", sagen wir Beide.

Lange ist die nächste Fahrt nach einer Woche Dänemark zurück nach Hamburg.

Die Familien-Playlist wurde um einige weitere besondere Hits ergänzt, "Englisch ist mein Lieblingsfach" - ich hatte ja keine Ahnung, dass man daraus ein Lied machen kann. Dafür singt der Vierjährige "Rockin in Wien" mittlerweile ebenso auswendig mit, wie "Waldspaziergang mit Folgen" - den Gott aus Holz, den er am Strand gefunden hat, haben wir im Kofferraum dabei.

Es lebe die Vielfalt.

Denke ich, während "Mädchen auf dem Pferd" von Bibi&Tina läuft.

In Hamburg besuchen Zwei das Museum für Kunst und Gewerbe, während die anderen Fünf beim DIKKA Konzert abgehen, für welches wir kurzfristig das schnuckelige airbnb in Nürnberg geben das etwas abgewohnte a&o Hotel in Hamburg getauscht haben. Was macht man nicht alles.

"Was wollt ihr werden wenn ihr groß seid" singt das Nashorn auf der Bühne.

"Glücklich!"- denk ich bei Pizza abends in der Nähe vom Hafen.

Der Urlaub war Vieles.

Weil wir Viele sind.

Viel Sonne, viel Drama, viel Schönes, viel Gemecker, viel Eis, viel zu viele schlechte Badezimmerspiegel, viel Sand, viel zu viel warmes Gewand, viel "ist-das-Klo-frei", viel Zeit gemeinsam, viel Zu-Fuß-gehen, viel Hamburg, viel "Aber-ich-will", viel zu viel im Auto sitzen ... 

... und viele Marmeldadenglasmomente waren auch dabei.


Beim Heimfahren durch den Regen singt Harry Styles zum wiederholten Male "As it was!" und der Mann und ich sind uns einig, nächsten Sommer liegen wir wieder am überfüllten Strand von Italien und machen nix. Vielleicht zu Zweit, vielleicht zu Viert, vielleicht auch mit Allen.




Sommergrüße, Denise